Eine von vielen Kuriositäten in Indonesien ist die Verkehrsführung. Es gibt eigentlich nur eine einzige Regel: Linksverkehr. Obwohl auch die eher nachlässig verfolgt wird, denn zumindest durchgezogene Mittellinien sind eher als Empfehlung anzusehen. Mit Gegenverkehr auf der eigenen Spur muss stets gerechnet werden, daher fahren die meisten Rollerfahrer auch auf der linken Seite der Spur. Allerdings nicht zu weit links, denn schließlich kann jeder Zeit aus dem Nirgendwo einer dazu kommen. Autofahrer sind dagegen eher dazu geneigt am rechten Rand zu fahren, denn insbesondere an roten Ampeln überholen die Mopeds auf der linken Seite, ansonsten auch rechts. Die Hupe wird verhältnismäßig selten verwendet, bedeutet dann aber etwa sowas wie: „Bleib wo du bist, ich überhole jetzt!“ manchmal vielleicht auch:“hallo, Europäer“. Thomas hat sich ziemlich schnell an den Straßenverkehr gewöhnt, muss ich sagen. Langsam bekomme ich es mit der Angst zu tun, dass ich doch irgendwann mal an einem LKW-Spiegel hängen bleibe. Am Anfang hat es ihn noch geärgert, dass er zwar häufig der erste an der Ampel war, aber sobald es grün wurde wieder der Letzte. Mittlerweile überholt er munter rechts und links und hat auch keine Hemmungen kurzerhand den Fußweg zu okkupieren. Wenn das so weiter geht fährt er bald asiatischer als die Asiaten.
Da wird einem immer von der außergewöhnlichen Küche Asiens vorgeschwärmt, aber da muss ich sagen ist Indonesien bisher ein Flop. Die wesentlichen Gerichte sind Nasi Goreng, Mie goreng, Soto Ayam (Hühnersuppe) und Satay (gegrillte Spieße von irgendwas- in der Regel- fleischigen). Alles meist ganz appetitlich und nahrhaft, aber keine Geschmacksexplosion. Eher selten gibt es etwas anderes und falls doch wird dieses mit so viel Schärfe und Knoblauch zubereitet, dass es seinen eigentlichen Geschmack total verliert. Auch sehr beliebt sind Pop Mie. Das sind fünfminuten Terrinen mit Nudeln. Etwas anders ist das Essen auf Bali, da es an die Touristen angepasst ist. An sich ist es kein Problem auf Bali den ganzen Tag europäisch zu essen. Da wir aber nicht um die halbe Welt geflogen sind um Pasta, Schnitzel, Pizza oder Burger zu vernaschen suchen wir uns meistens ein Restaurant, dass auch indonesische Küche anbietet. Damit treffen wir uns in der Mitte. Kein europäisches Fastfood, aber so gehoben, dass man sich zum Essen hinsetzen kann. Wir haben zwar auch einiges (durchaus essbares) von der „rollenden Küche“ probiert, aber jede Mahlzeit im Stehen am staubigen Straßenrand zu verdrücken ist uns auch nichts. Im Übrigen ganz interessant: Ein Nationalparkranger hat uns erzählt, dass 60% der Hindu (jetzt muss ich leider kurz passen, es könnten auch balinesen gewesen sein, aber da 80% der balinesen Hindu sind ist das dann eben großzügig gerundet) Vegetarier sind. Das klingt erstmal nicht so besonders, ist aber ein unfassbarer Fakt! Oder aber Hühner gelten hier als Vegetarisch. Fast jedes Gericht ist mit chicken. Ist kein Huhn zur Hand müssen Fische herhalten, aber ganzheitlich grün wird es auf dem Teller eher selten. Vegetarier kommen wohl aber noch ganz gut zurecht, Veganer haben es schon schwieriger. Wird nicht das Huhn aus der engen Korbhaltung vertan, dann zumindest sein Ei.
Obwohl der Hinduismus mit Abstand die Religion ist, die am meisten mit der Natur verbunden ist und diese im besonderen schätzt, zeigt sich das leider nicht immer im Verhalten der Gläubigen. Sicher, bei uns findet man leider auch nicht überall Nächstenliebe und die Abholzung von großen Waldflächen für den Reisanbau soll hier auch gar kein Thema sein, ist es doch zum Teil die Lebensgrundlage der Mensch. Aber was ist mit dem ganzen Müll in den Flüssen, entlang der Straßen und Felder? Was ist mit den Vögeln, die eingefangen werden und dann in Käfigen vor dem Haus postiert nur um ihren schönen Gesang hören zu können.... Auch an Balis Stränden sieht man immer wieder Verpackungsreste und leere Trinkflaschen. Hier stammt aber tatsächlich das meiste mal nicht von den Touristen, sondern wird achtlos von den Einheimischen selbst zurück gelassen. Insgesamt ist auf Bali aber durch den Tourismus das Bewusstsein schon höher als auf Java. Obwohl es dort auch an vielen Ecken öffentliche Mülleimer gibt, werden die selten benutzt. Alles was an Müll anfällt bleibt entweder liegen oder wird irgendwo verbrannt. Das stinkt dann natürlich fürchterlich. Es gibt aber natürlich auch gute Projekte für die indonesische Natur. Eines davon ist wie ich finde das Biorock-Riff in Pemuteran. An Stahlträgern die direkt am Strand ins Wasser gelassen worden hat man elektrolytisch verschiedene Mineralien abgeschieden. Diese sind Lebensgrundlage für eine Vielzahl von Korallen. Diese Technologie soll helfen große Korallenriffe vor dem Aussterben zu bewahren und eventuell neue aufzubauen. Das scheint sehr gut zu funktionieren. Zumindest kann man direkt am Strand von Pemuteran mit einem Schnorchel bewaffnet starten und jede Menge entdecken. Es ist fast ein wenig beängstigend, weil man den Korallen und bunten Fischen so nah kommt, dass man Angst hat sie aus Versehen zu berühren.
Etwas seltsam sind für uns auch die Preise. Eine Busfahrt in der Stadt kostet meist 10 000IDR, eine Mahlzeit zwischen 20-60000IDR, Moped volltanken sind auch etwa 20000IDR und Übernachtungen gehen meist ab 200000IDR los. Unser Nationalparkranger arbeitet hauptberuflich in einem Hotel und verdient im Schnitt 5Millionen im Monat. Davon ernährt er sich, seine Frau und drei Kinder. Ein fünfjähriges Studium kostet dagegen mit allem drum und dran „nur“ 20Millionen. Trotzdem können sich das nur die wenigsten leisten. Auch unser Nationalparkranger hat lediglich die Grundschule besucht, spricht aber hervorragend Englisch. Viele können sich schon die weiterführende Schule nicht leisten, trotzdem sprechen die meisten sehr gut englisch und weitere Sprachen.
Noch eine letzte Auffälligkeit: obwohl die indonesischen Frauen auch im muslimischen Teil des Landes sehr aufgeschlossen sind und die gleichen Rechte wie Männer zu haben scheinen sieht man Frauen nicht rauchen. Männer dagegen haben zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Zigarette im Mund. Natürlich schauen sich das die Kinder ab, sodass schon in jungen Jahren jede Menge geraucht wird. Aber eben nur bei den männlichen Teil der Bevölkerung.
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