Die letzten beiden Tage haben wir viel erlebt, auch wenn wir uns nicht alles so gewünscht haben. Denn wenn einmal etwas schief geht, dann geht gleich vieles schief.
Ursprünglich wollten wir am Silvestertag auf den Vulkan Izta (5200m) steigen. Donnerstag abend 22 Uhr erlosch das Smogfahrverbot für unseren 2 Tonnnen Maurauder (http://www.youtube.com/watch?v=cDoRmT0iRic) und so ging es mit unserem mexikanischen Freund Alberto zum Paso de Cortes (3650m). Dort verbrachten wir eine kalte Nacht im Zelt, dafür gab es einen herrlichen Morgen mit Raureif und Blick auf den (noch) schneelosen Izta. Der Plan war mit dem Auto weitere 8km Offroadpiste auf 4000 Meter hoch zu fahren und von dort auf eine 4780 Meter hohe Biwakhütte zu laufen, dort eine Nacht zu verbringen, um dann den Gipfel entspannt zu erklimmen.
Doch es kam anders. Ca. 3km vor dem Parkplatz blieben wir als mit unserem neu erworbenen Auto stehen, weil die Kupplung den Dienst verweigerte. Wir ließen uns natürlich nicht einschüchtern, haben Wasser, Essen, Zelte usw. auf die Rucksäcke verteilt und sind losgelaufen. Da wir alle verschieden akklimatisiert waren und dementsprechend unterschiedlich schnell liefen, bildeten sich schnell Gruppen. Vorneweg liefen Frank und ich (Thomas), dann kamen Julia und Alberto und zu letzt Felix und Martin. Der Weg war problemlos zu finden und alles verlief reibungslos, bis auf das uns ständig die Luft ausging.
Als Frank und Ich kurz vor der Hütte waren hörten wir Steinschlag und Geschrei, wir dachten uns natürlich nichts dabei und ich sagte noch zu Frank „ich hasse, es wenn irgend welche Deppen mit Steinen schmeißen“. Aber als wir an der Hütte ankamen stellte sich schnell heraus, dass es einen Unfall gegeben hat.
Natürlich fing es wie in einem schlechten Film gleich zu gewittern und zu schneien an.
Nach einem ziemlich langen Gewusel hin und her schleppte eine mexikanische Truppe erst eine bewusstlose Frau und dann einen Mann mit einem gebrochenen Bein in die Hütte.
In der Zwischenzeit sind Julia und Alberto eingetroffen. Martin und Felix mussten umdrehen, da Martin extrem höhenkrank geworden war. Das wussten wir leider nicht. Ab jetzt liefen viele Dinge parallel. Frank und Julia versuchten die bewusstlose Frau so zu verarzten, dass sie nicht stirbt. In der Zwischenzeit haben Alberto und ich beschlossen, ein Stück abzusteigen um Martin und Felix zu suchen, da es schneite wie Sau. Wir sind nicht weit gekommen, da traf uns ein Blitz des Gewitters. Sind dann schnell zur Hütte zurück gerannt. Eine halbe Stunde später bekamen wir eine Nachricht, dass Martin und Felix wieder runter sind.
In der Zwischenzeit hat man die Bergwacht verständigt und Julia ihr Rucksack mit Pass und Geld wurde von einem Wolf oder Fuchs geklaut. Den Rucksack fanden wir zum Glück nach 2 Stunden suchen wieder, allerdings leergefressen! Nach 6 Stunden Warten kam dann endlich eine Truppe von der Bergwacht hoch und verarzteten die Frau ordnungsgemäß und packten sie auf eine Trage, um sie ins Tal zu tragen. Frank und Alberto sind mitgegangen, um tragen zu helfen. Natürlich schneite und gewitterte es weiterhin wie Sau. Aber sie sind trotzdem runter, da es der Frau zunehmend schlechter ging. Nach und nach kamen immer neue Leute hoch und halfen mit tragen und holten auch noch den Mann. Julia und ich sind noch oben geblieben und ich habe Martins stylische Tchibo-Handschuhe vollgekotzt. Am nächsten Tag kam Frank wegen unserem Gepäck noch mal hoch und dann konnten wir alle zusammen runter gehen.
Die Frau und der Mann sind laut einem mexikanischen Blog wohl lebend im Krankenhaus angekommen.
Doch leider hatte das Desaster für uns noch kein Ende, da unser Auto nicht mehr einkuppelte. Sind dann mit dem Auto 30 km bergab gerollt, wobei wir das 2 Tonnen Monster zweimal ein Stück den Berg hochschieben mussten. Ganz großer Sport auf über 3000m und nach der „entspannten“ Nacht! Als wir gar nicht mehr konnten, hat uns ein netter mexikanischer Fordbus das letzte Stück mit der Stoßstange hochgeschoben. Mit rauchenden Bremsen sind wir dann direkt vor einem Mecanico in Amecmeca angekommen. Der will unser Auto bis morgen repariert haben.
Das Ende vom Lied ist, das wir Silvester vor Erschöpfung quasi verschlafen haben. Aber wir haben auch nicht viel verpasst, da hier weder Feuerwerk noch Party war.
Heute haben wir uns mal das Universitätsgelände angeschaut, immerhin Weltkulturerbe. Witzigerweise gab es auf dem Campus einen Boulderfelsen, einen Turnerspielplatz und eine schöne Slacklinewiese. Und nun hoffen wir, dass das Auto morgen wieder flott ist und es endlich zum Felsklettern geht. Soweit aus Mexiko, feliz ano nuevo
Thomas&Martin
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Morgen am Paso de Cortes 3650m |
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Alpinist aus Karl-Marx Stadt |